Verschwinden und Wiederauftauchen im Strom der Zeit

Verschwinden und Wiederauftauchen im Strom der Zeit

Man zieht sich zurück. Vielleicht weil das Leben leise geworden ist. Vielleicht, weil die eigene Stimme plötzlich zu laut klang. Vielleicht, weil man sich selbst wiederfinden wollte – oder musste.

Und kaum ist man weg, ist man auch schon vergessen.

In einer Gesellschaft, die auf Sichtbarkeit baut, wird Unsichtbarkeit schnell gleichgesetzt mit Bedeutungslosigkeit. Wer nicht präsent ist, existiert nur noch als vages Echo in der Erinnerung anderer. Man wird ersetzt, überholt, überscrollt. In Social Feeds wie im echten Leben. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Dann steht man irgendwann wieder da – bereit, sich zu zeigen, sich einzubringen. Doch der Platz, der einst selbstverständlich war, ist nicht mehr frei. Beziehungen müssen neu geknüpft, Vertrauen neu verdient, Präsenz neu behauptet werden. Man merkt: Das Leben hat nicht auf einen gewartet.

Second Life, dieses digitale Spiegelbild unserer Welt, verstärkt diese Flüchtigkeit noch. Avatare kommen und gehen, Freundeslisten werden neu sortiert, Projekte versanden. Wer gestern noch Mittelpunkt war, ist heute Randnotiz. Was zählt, ist der ständige Strom von Aktivität. Wer innehält, wird übersehen.

So wird Rückzug zur Mutprobe. Wiederauftauchen zum Kraftakt. Und die Erkenntnis bleibt: Unsere Gesellschaft ist schnell – manchmal zu schnell für das Menschliche, das Pause braucht, das sich erneuern will.

Doch vielleicht liegt genau darin auch eine Chance. Der eigene Platz, neu errungen, kann ein bewussterer sein. Mit neuen Wurzeln. Mit dem Wissen, dass man mehr ist als seine Sichtbarkeit – auch wenn man um diese kämpfen muss.

2 Comments

    • Pearl

      Liebe Edana, Danke für ein Feedback. Ich bin immer für Menschen da wenn sie mich brauchen. Allerdings lerne ich draus nicht mehr jedem gefallen zu wollen 🙂

Schreibe einen Kommentar zu Pearl Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert